In den letzten Jahren sind die Immobilienpreise stetig gestiegen. Nun hat sich dieser Trend zumindest vorübergehend umgekehrt. In vielen Regionen sinken die Immobilienpreise oder stagnieren auf dem aktuellen Niveau. Doch wie sieht die aktuelle Situation auf dem Immobilienmarkt genau aus und welche Konsequenzen hat sie für potenzielle Käufer und Verkäufer?
Schwieriges Finanzierungsumfeld: Ursachen und Auswirkungen
In der gegenwärtigen Situation auf dem Markt ist es eine Herausforderung, potenzielle Käufer zu finden, die in der Lage sind, ihre Traumimmobilie zu finanzieren. Dies ist in erster Linie auf die Zinsstrategie der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückzuführen. Seit Juli 2022 hat die EZB den Leitzins in insgesamt zehn Schritten von 0 Prozent auf 4,5 Prozent angehoben, um der steigenden Inflation entgegenzuwirken. Diese Maßnahme hat jedoch auch zu einem Anstieg der Hypothekenzinsen geführt, wodurch sich die Finanzierung von Immobilienkrediten deutlich verteuert hat, da die monatlichen Tilgungsraten gestiegen sind. Auch die Zinspolitik der EZB deutet darauf hin, dass die Hypothekenzinsen in Zukunft weiter steigen könnten. Wer sich derzeit einen Immobilienkredit leisten kann, könnte daher geneigt sein, jetzt zu kaufen, um einem möglichen weiteren Zinsanstieg zuvorzukommen.
Preisanstieg bei Baumaterialien: Inflation setzt den Wohnungsbau unter Druck
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Juli 2013 Baugenehmigungen für 21.000 Wohnungen erteilt. Dies entspricht einem Rückgang von 31,5 Prozent oder 9.600 Wohnungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Für die ersten sieben Monate des Jahres 2023 ergibt sich damit ein Minus von 27,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Ursachen für diese negative Entwicklung sind seit längerem bekannt. “Der Rückgang der Bauvorhaben ist vor allem auf die gestiegenen Baukosten und die verschlechterten Finanzierungsbedingungen zurückzuführen”, so die Statistiker.
Die Bau- und Immobilienwirtschaft plädiert für verschiedene Maßnahmen, um dem Trend entgegenzuwirken, darunter eine Senkung der Grunderwerbsteuer, den Abbau bürokratischer Hürden und die bevorzugte Bereitstellung öffentlicher Grundstücke für den Mietwohnungsbau. “Wenn die Bundesregierung nicht umgehend gegensteuert, droht der Wohnungsmangel in Deutschland zum Dauerzustand zu werden”, warnt Verbandspräsident Müller.
Die aktuelle Entwicklung der Immobilienpreise
Die durchschnittlichen Quadratmeterpreise für Wohnimmobilien sind im vergangenen Jahr in fast allen Bundesländern gesunken. Die Kosten für eine Wohnung in Magdeburg sind im Vergleich zu anderen Städten recht günstig. Im Saarland, in Sachsen-Anhalt und in Thüringen stiegen die Preise jedoch zwischen 3,6 und 6,7 Prozent an, obwohl das Preisniveau in diesen Bundesländern generell deutlich niedriger ist als in anderen Regionen. In Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz blieben die Preise dagegen weitgehend stabil. In den übrigen Bundesländern sanken die Kaufpreise um durchschnittlich 0,9 bis 7,7 Prozent.
Etwas differenzierter stellt sich die Situation bei den Eigentumswohnungen dar: In Berlin blieben die Preise nahezu unverändert, während im Saarland ein Anstieg zu verzeichnen war. In allen anderen Bundesländern sanken die Quadratmeterpreise zwischen 0,8 und 8,4 Prozent. Betrachtet man die Entwicklung im Vergleich zum Vormonat, so zeigt sich bei den Kaufpreisen für neue Ein- und Zweifamilienhäuser ein leicht positiver Trend. Die Preise für bestehende Eigenheime und Eigentumswohnungen setzten dagegen ihren Abwärtstrend fort.
Wie die hohe Grunderwerbsteuer den Immobilienmarkt beeinflusst
In Deutschland ist die Grunderwerbsteuer im internationalen Vergleich relativ hoch. Ursprünglich auf 3,5 Prozent festgelegt, haben die Bundesländer seit 2006 die Möglichkeit, die Höhe der Steuer selbst zu bestimmen. Derzeit liegt der Steuersatz für den Immobilienerwerb zwischen 3,5 und 6,5 Prozent der Bemessungsgrundlage. Zum Januar 2023 haben Sachsen und Hamburg beschlossen, ihre Grunderwerbsteuersätze auf 5,5 Prozent anzuheben.
Eigentlich hatte man sich eine Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung erhofft, da die Grunderwerbsteuer die Wirtschaftlichkeit von Immobilienkäufen erheblich beeinträchtigen kann. Im Durchschnitt benötigen Käufer etwa vier Jahre, um die für diese Steuer erforderlichen Mittel anzusparen. Dennoch gibt es keine politischen Bestrebungen, die Steuer zu senken, ganz abzuschaffen oder Freibeträge für selbstgenutztes Wohneigentum zu schaffen.